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Historische erzgebirgische Postkarten bilden häufig Ebereschen als Straßenbepflanzungen ab. In der sogenannten Fichtenstufe begegnen sie uns wettergeformt mit rissiger flechtenbewachsener Borke und vielen Wind- und Schneebruchschäden als Naturverjüngung oder gepflanzt vital, hochstämmig und glattrindig mit landschaftsästhetischer Funktion.

Vogelbeerbäume prägten an diesen Standorten den Charakter der Landschaft und boten gleichzeitig dem Menschen Nutzungsmöglichkeiten. Als Straßenbaum besiedelte die Eberesche als charakteristisches Kriterium der Höhenstufung die obersten Grenzlagen des Erzgebirges, einen schmalen Streifen nahe der tschechischen Grenze.

Alte Ortsansicht Rübenau

Heute wird die Straßenbepflanzung verkehrstechnisch bestimmt, Ebereschen als Straßenbäume verlieren an Bedeutung. Auch machen ihnen die Lebensbedingungen an den Straßen zu schaffen. Ausbleichungen der Blätter, welche späteres Absterben verursachen, werden häufig durch einen hohen Gehalt an Streusalz im Boden hervorgerufen. Auffüllung des Kronentraufbereichs und Bodenverdichtung bzw. Einpflasterung verträgt die Eberesche schlecht. Im Komplex mit diesen Faktoren, die der Baum normalerweise toleriert, kann ein Virusbefall, wie er derzeit europaweit bekannt ist, den Baum zum Absterben bringen.

Wegen seines geringen wirtschaftlichen Wertes wurde die Eberesche mit zunehmender Indutrialisierung der Landnutzung forstwirtschaftlich vernachlässigt und als lästige Konkurrenz der Wirtschaftsbaumarten betrachtet – und auch so behandelt. Zuschreibungen wie „Unkraut des Waldes“ waren im 19. und 20. Jahrundert keine Seltenheit. Nach zahlreichen Umweltkatastrophen nimmt man die – besonders in höheren Lagen des Erzgebirges deutliche – ökologische Qualität und daneben auch den ästhetischen Wert der Eberesche sowie zunehmend auch ihren wirtschaftlichen Wert wieder wahr. So fördert man Vogelbeerbäume insbesondere in der naturnahen Forstwirtschaft mit natürlicher Waldentwicklung wieder. Beispielsweise bleiben zunehmend Ebereschen-Samenmutterbäume erhalten, indem sie bei Fällung und Rückearbeiten (z.B. durch Pferdeeinsatz) geschont werden.

Alte Ortsansicht Rübenau
Ebereschen im Schwarzwassertal
Eberesche und alte Bausu

Im Erzgebirge

kommt eine besondere, geringer wüchsige Unterart, die Gebirgsvogelbeere (ssp. glabrata) vor, die sich unter anderem durch dick eiförmige Früchte und kahle einjährige Triebe auszeichnet. Ebereschen erreichen nur hier im Gebirge ihr Höchstalter von 150 Jahren und erreichen bis zu einem Alter von 50 Jahren die gleichen Wuchsleistungen wie die Fichte. Auf die hohe Schwefelbelastung in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat die Eberesche praktisch nicht reagiert und blieb erhalten. So konnte sie einen Schutzschirm für sensible Baumarten wie Buche und Tanne bilden, nicht zuletzt, da ihre Blätter einen lichten Schatten erzeugen. Dies minimiert den Aufwand der Forstwirtschaft auf ertragsschwachen Standorten deutlich.

Hier kann sich der Banner “Die Eberesche als Siedlungsbaum” heruntergeladen werden.

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